Eine unabhängige Langzeitstudie über 9 Jahre zu integrierten zweiteiligen Patent™ Implantaten berichtet von gesunden Weichgeweben, minimalen Knochenverlusten und keiner Periimplantitis – werden hier gerade Grenzen verschoben? [1]
Dr. Roland Glauser forscht bereits seit einigen Jahren unabhängig zum Patent™ System. Im Interview erklärt der in Zürich ansässige Spezialist für Synoptische Implantologie, wie es Patent™ gelingt, das Risiko von chronischen Gewebeentzündungen auf der Langzeitachse zu minimieren.
Keine Periimplantitis um zweiteilige Patent™ Implantate nach neun Jahren – welcher Faktor ist entscheidend, um dieses Ergebnis zu erzielen?
Ausschlaggebend für die Vermeidung von Periimplantitis ist das Weichgewebe. Es stellt die alles entscheidende Verteidigungslinie dar. Im transmukosalen Bereich ist nicht das Material per se sondern die Nano-Textur sowie die Oberflächenchemie ausschlaggebend, die für eine schnelle und dauerhafte Anlagerung von Fibroblasten und Saumepithelzellen optimiert sein muss. Das Ziel ist, eine effektive Barriere gegenüber Bakterien zu erzeugen. Patent™ hat es geschafft, eine solche biologische Firewall zwischen Weichgewebe und Implantatoberfläche herzustellen.
Was macht das Patent™ System im transmukosalen Bereich so besonders?
Der transmukosale Bereich ist mukophil. Dies wird erreicht durch das Zusammenspiel von drei Faktoren: Oberflächenstruktur, Materialkomposition und Oberflächenchemie. Mit der Wundheilung sucht das Weichgewebe direkt den Kontakt, lagert sich unmittelbar an und diese mukophile Zone ist während der Wundheilung eine hochgradig wirksame Leitstruktur. Nach der Abheilung unterstützt der mukophile Bereich auch die stete koronale Migration der Saumepithelzellen – und somit eine der essentiellen Abwehrfunktionen. Die weiterführende humorale und zelluläre Abwehr werden durch die Oberflächencharakteristika gleichermaßen unterstützt. Der mukophile Bereich ist zudem Plaque-abweisend und minimiert somit insgesamt die Besiedelung mit Bakterien. Diese vorteilhafte Interaktion von Weichgewebe und Implantatoberfläche bezeichne ich als augmented biological interface – der entscheidende Faktor zu einem anhaltend gesunden periimplantären Weingewebe.
Was bedeutet das konkret für das Weichgewebe?
Es findet kaum eine Abwärtsmigration von Plaque statt. Plaque lagert sich bekannterweise zwar an jeder Implantatoberfläche an, allerdings ist dieses augmented biological interface in der Lage, eine Plaquemigration einschließlich schädlicher Mikroorganismen in Richtung der tieferen Gewebe zu verhindern, wodurch chronischen und progressiven Gewebeentzündungen vorgebeugt wird.
Bildunterschrift: In histologischen Analysen wiesen Dr. Roland Glauser und Peter Schüpbach eine geringere Bakterienmigration auf Patent™ Implantaten im Vergleich zu den Kontrollimplantaten nach.
Spielt noch ein weiterer Aspekt bei der Vermeidung von Periimplantitis eine Rolle?
Genauso wichtig ist es, dass das Implantatdesign in der Tiefe keine Zone aufweist, die Mikroorganismen penetrieren können. Egal um welches System es sich handelt: Keine Implantat-Abutment-Verbindung ist unter klinischen Alltagsbedingungen langfristig hundertprozentig dicht, auch wenn dies immer wieder behauptet wird. Studien haben gezeigt, dass ein Mikrospalt auf einem kritischen Niveau, das heißt sub- oder epikrestal, aber auch leicht suprakrestal, biologische Komplikationen begünstigt. Die prothetische Verbindungsstelle des Patent™ Implantatsystems liegt nicht auf einem solchen kritischen Punkt, sondern ist epigingival positioniert, um sie kontrollier- und pflegbar zu machen.
Ein weiterer, meist unterschätzter Faktor für ein gesundes periimplantäres Weichgewebe ist die unverfälschte Qualität der direkt dem Weichgewebe angrenzenden Oberflächen. Oftmals werden im Alltag genau diese für die Weichgewebsanlagerung wichtigen (Abutment-)Oberflächen durch Schleif-, Brenn- oder Zementierungsvorgänge im Labor und/oder der Klinik verändert. Das Patent™ Implantatsystem schließt auch diesen Faktor aus, da sein transmukosaler Bereich zu keinem Zeitpunkt derartigen Veränderungen ausgesetzt wird.
Wenn Periimplantitis also langfristig vermeidbar ist – was bedeutet das für Behandler und die Umsetzbarkeit in der täglichen Praxis?
Die Erkenntnis für Behandler ist klar: Periimplantitis muss in der täglichen Praxis nicht mehr als gegeben hingenommen werden. Weltweit wird viel Zeit und Geld in die Therapie von Periimplantitis investiert. Allerdings sind die heutigen Behandlungsansätze keineswegs anhaltend erfolgreich. Das bedeutet, dass diese als Altlasten zu behandelnden Periimplantitis-Fälle zukünftig immer mehr an wertvoller Behandlungszeit in Anspruch nehmen werden – und ohne Umdenken kommen obendrauf täglich neue hinzu. Umso wichtiger ist es, zu betonen, dass dieses Problem gar nicht erst entstehen muss, wie wir anhand der Langzeitstudie der Universität Düsseldorf sehen: Gesunde Weichgewebe, minimale marginale Knochenverluste und keine Periimplantitis nach neun Jahren. Für uns alle ist dies eine unmissverständliche Botschaft, dass heutige Implantatbehandlungen zwingend auf solche Langzeitergebnisse abzielen müssen.
Herzlichen Dank für das interessante Gespräch.
Dieses Interview wurde erstmals in der Ausgabe 5/23 von pip - Praktische Implantologie und Implantatprothetik veröffentlicht.
Literatur:
Brunello G, Rauch N, Becker K, Hakimi AR, Schwarz F, Becker J. Two-piece zirconia implants in the posterior mandible and maxilla: A cohort study with a follow-up period of 9 years. Clin Oral Implants Res. 2022 Dec;33(12):1233-1244. doi: 10.1111/clr.14005. Epub 2022 Oct 31. PMID: 36184914.