Ein Meilenstein: Die erste Langzeitstudie zu zweiteiligen Zirkonoxidimplantaten wurde veröffentlicht. Gesunde Weichgewebe, stabile Knochenniveaus, keine Periimplantitis – so die Ergebnisse der unabhängigen 9-Jahresstudie der Universität Düsseldorf zu integrierten Patent™ Implantaten.[1] Dr. Wolfgang Winges hat das Patent™ Implantatsystem gemeinsam mit Dr. Johan Feith entwickelt. Im Interview spricht der in Bad Hersfeld praktizierende Implantologe über die wegweisende Langzeitstudie und die Beweggründe hinter der Implantatentwicklung.
Dr. Winges, sind Sie von den Ergebnissen der 9-Jahresstudie überrascht?
Keineswegs. Endlich haben wir den wissenschaftlichen Beweis für das, was ich seit über 18 Jahren in der täglichen Praxis um Patent™ Implantate sehe. Unsere jahrzehntelange Arbeit hat sich ausgezahlt, denn die Studienerkenntnis ist eindeutig: Biologische und mechanische Spätkomplikationen lassen sich mit dem richtigen Implantatsystem vermeiden. Dies sehe ich als den Lohn für mehr als zwanzig Jahre Forschungs- und Entwicklungsarbeit.
Was hat sie dazu bewegt, das Patent™ Implantatsystem zu entwickeln?
Wir haben schlichtweg die Notwendigkeit gesehen, dies zu tun. Zu Beginn des neuen Jahrtausends hatten Dr. Johan Feith und ich mehrere tausend Implantate gesetzt und waren mit vielen der damals etablierten Systeme vertraut. Trotz laufender Kontrollen und strikter Mundhygiene der Patienten hatten wir es bei vielen Implantaten nicht geschafft, sie langfristig – also acht Jahre plus – in einem guten Zustand zu halten. Unästhetische Grauschimmer, Schraubenlockerungen, Perimukositis und peri-implantitis– mit diesen Problemen hatten wir zu kämpfen. Das Patent™ Implantatsystem wurde mit dem Ziel entwickelt, genau solche Komplikationen zu vermeiden.
Wie sah Ihr Lösungsansatz aus?
Der Lösungsansatz besteht darin, dass das Implantat ein Soft-Tissue-Level-Design hat, um den Mikrospalt auf Knochenniveau zu vermeiden. Der parallelwandige Implantatkörper verfügt über ein konservatives Gewinde, das in Kombination mit einer einzigartigen Oberflächentopografie eine schnelle und sichere Einheilung gewährleistet, so wie es Studien zeigen.[2] Im transgingivalen Bereich ist das für uns eigens angefertigte Zirkonoxid entscheidend, um eine starke Weichgewebsmanschette erreichen zu können. Dieses starke Attachment (Soft-Tissue Seal) kann verhindern, dass Bakterien in die Gewebe eindringen und chronische Entzündungen wie Perimukositis und im weiteren Verlauf Periimplantitis verursachen. Das prothetische Konzept basiert auf einer tulpenförmigen Plattform, um eine optimale Kraftübertragung in den Knochen gewährleisten zu können und Mikrobewegungen zu vermeiden. In Kombination mit einer adhäsiven Verbindung mit der Krone bleibt das Knochenniveau langfristig stabil. Dies wurde in der 9-Jahresstudie eindrucksvoll belegt. Mit Zirkonoxid haben wir allerdings ein Implantatmaterial gewählt, bei dessen Herstellung es eine große Herausforderung gibt.
Welche Herausforderung meinen Sie?
Vor Patent™ hatten Zirkonoxidimplantate nicht die Oberflächenrauigkeit, die für eine vorhersagbare Osseointegration benötigt wird – entsprechende Technologien gab es schlichtweg nicht. Mit einem komplexen Herstellungsprozess, den wir Anfang der 2000er Jahre entwickelt und durch Patente abgesichert haben, konnten wir genau diese Herausforderung meistern. Dieser patented process gibt dem Patent™ Implantat eine hohe enossale Rauigkeit und eliminiert zugleich sämtliche Mikrorisse in dessen Oberfläche. Die Bearbeitung von Zirkonoxid ist heute die absolute Kernkompetenz von Zircon Medical Management, dem Hersteller des Patent™ Implantatsystems.
Ist es schwierig, das Implantatsystem anzuwenden?
Es ist wie mit allem im Leben: Wenn man weiß, wie etwas funktioniert, dann ist es nicht schwierig. Genauso ist es beim Patent™ Implantatsystem auch. Anwender müssen das Konzept hinter dem System verstehen, um es bestmöglich anwenden zu können. Wenn dies gegeben ist, können herausragende Ergebnisse erzielt werden, wie die 9-Jahresstudie zeigt.
Ist Zirkonoxid die Zukunft?
Das Material Zirkonoxid allein ist nicht die Lösung, sondern vielmehr die Kombination aus Material, Design und idealem prothetischen Konzept. Die reproduzierbaren Langzeiterfolge, die dadurch erreicht werden und die in der 9-Jahresstudie gezeigt wurden, sind die Zukunft – für jede Patientin und für jeden Patienten.
Literatur:
1. Brunello G, Rauch N, Becker K, Hakimi AR, Schwarz F, Becker J. Two-piece zirconia implants in the posterior mandible and maxilla: A cohort study with a follow-up period of 9 years. Clin Oral Implants Res. 2022 Dec;33(12):1233-1244. doi: 10.1111/clr.14005. Epub 2022 Oct 31. PMID: 36184914.
2. Glauser R, Schupbach P. Early bone formation around immediately placed two-piece tissue-level zirconia implants with a modified surface: an experimental study in the miniature pig mandible. Int J Implant Dent. 2022 Sep 14;8(1):37. doi: 10.1186/s40729-022-00437-z. PMID: 36103094; PMCID: PMC9474793.